Gingst Urlaub
Gingst hatte früh Marktrecht erhalten. Bereits im Mittelalter waren hier zahlreiche Handwerksbetriebe ansässig. Die einheimischen Handwerker genossen Privilegien, die ihnen das Einkommen sichern sollten. So war es zum Beispiel Stralsunder Tuchhändlern verboten, in Gingst ihre Waren anzubieten. Nur 200 Meter vom Marktplatz entfernt kann das liebevoll ausgestattete Gingster Museum, die Historischen Handwerksstuben, besucht werden. In historischen Gemäuern aus dem 17. bzw. 18. Jahrhundert, dem rohrgedeckten Rauchhaus und dem sogenannten Efeuhaus, befindet sich eine Sammlung, die das Leben und Arbeiten der Handwerker im 19. Jahrhundert anschaulich zeigt. Im Erdgeschoss können eine traditionelle Schusterwerkstatt, ein Barbiersalon und eine Schneiderwerkstatt besichtigt werden. Auch das Handwerkszeug von Sattelmacher, Böttcher und anderer alter Berufe, ebenso ein Webstuhl und Spinnräder, sind dort ausgestellt.
Am Ostrand des Markplatzes steht die Gingster St. Jakobi Pfarrkirche. Der wuchtige Backsteinbau mit dem mächtigen Turm stammt aus dem 14. Jahrhundert und ist der zweitgrößte Sakralbau der Insel. Kunstliebhabern ist sie für ihren Barockaltar, die Illusionsmalerei an den Wänden und der ältesten Orgel der Insel bekannt. Die spätbarocke Orgel wurde 1790 vom Stralsunder Orgelbauer Christian Erdmann Kindten gefertigt und wird immer noch bespielt. Oberhalb der Orgelpfeifen, knapp unter der stuckverzierten Decke, sieht man zwei Engel, die während des Orgelspiels ihre Posaunen an die Lippen führen. Und wenn das entsprechende Register zum Zuge kommt, dreht sich sogar fröhlich der Cymbelstern.
Aus der Gingster Pfarrgemeinde ging einst ein wichtiger Impuls aus. Pfarrer Johann Gottlieb Picht setzte sich mit Nachdruck für die Abschaffung der Leibeigenschaft in seinem Sprengel ein – und hatte damit 1774 Erfolg. Damit war Gingst die erste Gemeinde auf Rügen, in der Bauern aus der Leibeigenschaft befreit wurden. Auch heutzutage ist das Gingster Umland vor allem landwirtschaftlich geprägt mit großen Feldern, kerzengeraden Alleen inmitten einer sanft geschwungenen Moränenlandschaft.
Gingst als das Zentrum der Region hat noch weitere Attraktionen zu bieten: Kunst- und Kulturfreunde finden hier ein ansprechendes Angebot. Die engagierten Betreiber des Buchladens in der Ortsmitte veranstalten Lesungen mit Gegenwartsautoren. Und in den Sommermonaten finden auf der historischen Orgel Konzerte statt.
Etwas außerhalb vor Gingst befindet sich der Rügen-Park, ein Freizeitspaß für jung und alt. Dort können auf 40.000 qm die Insel Rügen, der Schiefe Turm von Pisa, die Notre Dame in Paris und vieles mehr „en miniature“ bewundert werden.