Sylt Urlaub
Edel, abgehoben und ein Sammelbecken für Promis aller Art? Ursprüngliche Naturlandschaften mit hohem Wiedererkennungswert? Nicht erst seit dem Ärzte-Hit "Westerland" ist klar, dass Sylt keine Insel für den klassischen Geschmack ist. Das nordfriesische Eiland ist ganz und gar widersprüchlich. Mal mondän, dann wieder charmant. Es ist für so manchen keine Liebe auf den ersten, sondern erst auf den zweiten oder dritten Blick. Doch, wer sein Herz an die Nordseeinsel verloren hat, ist unwiederbringlich verloren und muss immer wieder an den Sehnsuchtsort zurückkehren. Saftig grüne Wiesen, das Blöken der Deichschafe, Wattsand, der sich zwischen den Zehen hindurchquetscht und der raue Nordseewind, der jegliche Sorgen aus dem Kopf pustet - Sylt ist eine Liebe, die ein ganzes Leben lang währt.
Naturschönheit im Wattenmeer
Die nur 100 Quadratkilometer große Insel vor der Küste Schleswig Holsteins und Dänemark liegt inmitten des UNESCO-Weltnaturerbes "Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer". Bei einem Urlaub auf Sylt sollte eine Wattwanderung unbedingt mit eingeplant werden. Also die Hosenbeine hochkrempeln, wetterfeste Kleidung anziehen und ab zur Führung durch diesen einmaligen Lebensraum, der vielen spannenden Tieren und Pflanzen zur Heimat geworden ist. Ausflüge ins Wattenmeer sind immer eine Entdeckungsreise der besonderen Art. Ebenfalls mit einem erfahrenen Naturführer kann ein ausgedehnter Spaziergang durch die Braderuper Heide starten. Das zwischen Kampen und Braderup gelegene Naturschutzgebiet ist vor allem in den Frühlings- und Herbstmonaten eine Augenweide. Wenn die hier heimischen Krähenbeere, Glockenheide und Besenheide erblühen, verwandelt sich die Landschaft in eine farbenprächtige Leinwand aus zarten Lila- und Rosatönen. Eine ganz andere Farbpalette zeigt sich am Kliffweg, hier sind die vorherrschenden Farben sattgrün bis heugrün, mitunter mischen sich auch verwegene Lavendelnuancen darunter. Wer die Augen offen und seinen Geist wach hält, kann auf dem Wanderweg nicht nur viele erhaltene Friesenhäuser aus dem 17. und 18. Jahrhundert entdecken, sondern auch den Spuren des Schriftstellers Max Frisch nachspüren. Ein Muss bei einem Sylt-Urlaub ist auch das Rote Kliff, eine Steilküste, die sich in satten Röttonen präsentiert. Das Markenzeichen der Insel liegt eingebettet zwischen Wenningstedt und Kampen. Fast schon filmreif zeigt sich die Kulisse am Ellenbogen, zahlreiche Regisseure nutzten die traumhafte Dünenlandschaft bereits für ihre Werke. Am nördlichsten Teil der Nordseeinsel gelegen, bietet der Landstrich alle Möglichkeiten für einen ausgedehnten Spaziergang und eine willkommene Verschnaufpause vom Alltag.
Frischekur für die Seele
Fast 40 Kilometer lang sind die Strände auf Sylt, reichlich Gelegenheit also, allein, mit der Familie oder dem Hund, die Nordsee von ihrer schönsten Seite kennenzulernen. Dabei sind zwar alle Strandabschnitte feinsandig, doch weist jeder Abschnitt seinen eigenen Charakter auf, sodass jeder Urlauber seinen persönlichen Liebling finden kann. Als besonders familienfreundlich gelten die Strände in List und Hörnum; hier hat sich die raue Nordsee etwas beruhigt, sodass einem erfrischendem Bad in den Wellen nichts im Wege steht. Auch die Kleinsten können hier bedenkenlos ihre ersten Schwimmversuche unternehmen. In Sachen Breite liegt der Strand in Wenningstedt ganz vorn. Favorit bei Gästen ist jedoch der Westerländer Strand, hier finden sich zudem zahlreiche Sportmöglichkeiten. Daneben stehen auf der ganzen Insel zahlreiche barrierefreie Strände, Hundestrände und Strandabschnitte für hüllenloses Baden zur Verfügung. Gäste, die eine willkommene Abwechslung von Kleckerburgen, Strandkorb und Co., suchen, können sich von den "Sylter Alpen" begeistern lassen, Dünenlandschaften, die sich wie ein kunstvoll platziertes Kunstwerk über die Insel ziehen. An der Spitze Sylts zeigt sich das Eiland mit der Hörnum Odde von seiner verletzlichen Seite. Immer wieder muss die Naturlandschaft mit Sandaufschüttungen wieder aufgebaut werden, um die zerstörerischen Kräfte der Gezeiten auszugleichen. Bis zu 30 Meter hoch können die Wanderdünen in List emporklettern, ein wirklich spektakulärer Anblick. Als höchste Erhebung der nordfriesischen Insel gilt jedoch die Uwe Düne mit immerhin knapp 54 Metern. Als gelungener Abschluss des Tages empfiehlt sich ein Aufenthalt in einer der zahlreichen Wellnessanlagen Sylts. Ob im Day Spa, der eigenen Badewanne in der Ferienwohnung oder einer der fünf Strandsaunen am Weststrand - wenn drinnen der Schaum fröhlich knistert und draußen die Nordsee tönt, lässt das wohl keinen kalt.
Friesische Kultur hautnah erleben
Aber auch in Sachen Sehenswürdigkeiten hat Deutschlands größte Nordseeinsel einiges in petto. So zum Beispiel das heimliche Wahrzeichen Sylts, die Keitumer Kirche St. Severin, in der fast jede Woche Kirchenkonzerte stattfinden. Auf dem umliegenden Friedhof haben alte Kapitänsfamilien ihre letzte Ruhe gefunden. Friesische Begräbniskultur ist ebenfalls ein Thema im Heimatmuseum in Keitum. Es ist in einem alten Kapitänshaus untergebracht und zeigt vielfältige Facetten der friesischen Lebensart. Wer das Tor, einen aufgearbeiteten Kieferknochen eines Finnwals, durchquert, betritt eine Welt aus bunten Trachten, Porzellan, Spinnrädern und sogar Grabsteinen. Urlauber, die ihre Entdeckungsreise durch die wechselhafte Geschichte der Insel weiterführen möchten, können dies im Altfriesischen Haus tun. Hier bekommen Neugierige sogar die Gelegenheit, sich selbst einmal an alten Handwerksgeräten wie einem Spinnrad auszuprobieren. Die schönsten Kreationen kommen sogar in den Verkauf. Weitere schöne Ausflugsziele für die ganze Familie bieten die Dorfkirche St. Niels sowie das Feuerwehrmuseum. An Regentagen vermag das Sylt Aquarium trübe Gedanken sicher zu vertreiben. Im Süden Westerlands gelegen, bietet das Aquarium 25 verschiedene, fantasievoll gestaltete Becken, in denen Meeresbewohner aus den Tropen sowie dem Nordatlantik bestaunt werden können. Auch der Tierpark Tinnum mit seinen zahlreichen heimischen Tierarten ist schon längst kein Geheimtipp mehr. Viele Tiere können angefasst und gestreichelt werden, daneben bietet ein hervorragend ausgestatteter Spielbereich viele Stunden Freizeitspaß.
Feurige Friesentraditionen erleben
Nicht nur in Sommer ist Sylt eine Reise wert. Urlauber, die authentische Lebensart schätzen, sollten einen Besuch im Winter einplanen. Wenn der Winter in seinen letzten Zügen liegt, beginnen bereits die Vorbereitungen für das alljährliche Biikebrennen, eine Tradition, die in vielen Sylter Orten gefeiert wird. Woher dieses Ritual kommt, kann heute nicht mehr nachvollzogen werden. Vielleicht dienten die brennenden Holzstapel als Orientierungs- und Navigationshilfe für Walfänger und Seefahrer. Denkbar ist auch ein heidnischer Ursprung, hier sorgen die Feuer für eine symbolische Vertreibung der Dunkelheit und dem Einleiten des Frühlings. Wenngleich die Entstehungsgeschichte dieses Brauches mysteriös bleibt, das Ereignis selbst ist ein Schauspiel sondergleichen. In den frühen Abendstunden wird Holz zu riesigen Feuern aufgeschichtet, darüber hinaus wird auf Sylt eine Strohpuppe bereitgelegt. Zeitgleich werden in den Sylter Küchen die großen Töpfe mit Grünkohl befüllt, Speck sorgt für einen angenehm würzigen Geruch im ganzen Haus. Wem das klassische friesische Gericht nicht zusagt, sollte unbedingt ein Salzwiesenlamm bestellen. Auch Sylter Miesmuscheln dürfen bei einem Restaurantbesuch nicht fehlen.