Dabei hat allein
Aude mit seinen zahllosen Schlössern und Burgen, Abteien und Kirchen so viel an
architektonischen und landschaftlichen Highlights zu bieten, dass es schwerfällt, sich für nur einen Ort zu entscheiden. Im Osten bildet das Mittelmeer eine natürliche Grenze, im Westen ist Castelnaudary ein Muss für jeden Fan der
französischen Regionalküche. Nicht umsonst hat das dort kreierte Cassoulet, ein langsam gegartes Gericht aus Bohnen, Enten- und Schweinefleisch sowie Würstchen die Stadt weltberühmt gemacht. Der Süden des Départements wird geprägt von sanften Hügeln und einer weiteren Spezialität der Region: Rings um die Abtei Saint-Hilaire wird die Blanquette de Limoux angebaut, ein moussierender Weißwein, den die Mönche erstmals 1531 gekeltert haben. Drei Jahrhunderte zuvor hatten in den nahen
Corbière-Bergen die Katharer ihre Trutzburgen und Schlösser, alle geheimnisumwittert und immer noch von einem Hauch Unnahbarkeit umgeben.
Auf jeden Fall einen Besuch wert:
die Zitadelle in Quéribusunzählige Ritterfilme gedreht, eine Kulisse also, in der Shoppen und Bummeln noch mehr Spaß macht. Wer will, kann von hier aus eine Tour über den im 17. Jahrhundert erbauten Kanal machen und auf diesem Weg ganz gemächlich durch Weinberge, Wälder und Obstplantagen erkunden. Pierre-Paul Riquet hat die Wasserstraße zwischen Mittelmeer und Atlantik vor über 300 Jahren gebaut. Geboren wurde er in Béziers, einer Stadt, die mit ihrem Palast der Erzbischöfe und der Kathedrale allemal einen Abstecher lohnt. Bleibt Narbonne, größte Stadt im Département Aude und reich an Monumenten aus der „Belle Epoque“ der Grande Nation.
Der „Pont du Gard“ im benachbarten Département
Gard war zu dieser Zeit schon Geschichte. Im ersten Jahrhundert erbaut, gehört das römische Aquädukt aus dem 1. Jahrhundert trotzdem zu den Top-Adressen in
Languedoc-Roussillon. Die
von der Unesco zum Weltkulturerbe gekürte Brücke überspannt den Fluss Gardon und half einst,
Frischwasser von Uzès nach Nîmes zu leiten. Die in den beiden Orten ansässigen Römer verbrauchten damals übrigens mehr Wasser pro Person als heute. Uzès verbindet in seiner Altstadt hauptsächlich mittelalterliche mit klassischer Architektur, Nîmes ist hingegen stolz auf die Relikte aus altrömischer Zeit, insbesondere auf das für 24.000 Zuschauer gebaute Amphitheater. Südlich davon wartet die „kleine Camarque“ mit dem im 13. Jahrhundert von Ludwig dem Heiligen gegründeten Aigues-Mortes, dem ersten Mittelmeerhafen Frankreichs überhaupt.
Montpellier, Hauptstadt des
Languedoc-Roussillon, und die Städte Agde und Sète, das
„Venedig des Languedoc“, prägen das Département
Hérault. Vom quirligen Montpellier aus kommt man in gemütlichen Tagesetappen zu
sehenswerten Badeorten wie Le Grau-du-Roi, nach La Grande-Motte, Le Cap d´Agde, Palavas-les-Flots, Carnon-Plage, Frontignan-Plage und Valras-Plage. Im Tal des Flusses Hérault locken das mittelalterliche Dorf Saint-Guilhem-le-Désert und die Schluchten rechts und links des Tales. Nicht zu vergessen:
das Künstler-Städtchen Pézenas mit zahlreichen Patrizierhäusern aus dem 16. bis 18. Jahrhundert und Minerve, eine Katharer-Stätte am Zusammenschluss der Flüsse Brian und Cesse. Nördlich von
Montpellier, an einem der „schönsten Umwege Frankreichs“, liegt zudem noch das sehenswerte Städtchen Marvejols im Département
Lozère.Von dort bis zur spanischen Grenze ist es dann nicht mehr weit. Es sei denn, man hat sich für ein Ferienhaus im südlichsten Festlandsdépartement Frankreichs entschieden:
Pyrénées-Orientales. An der Küste suchten
Künstler aller Art – Maler und Literaten, Dichter und Sänger - schon zu Beginn des vorigen Jahrhunderts Inspiration für sich und ihr Schaffen. Bevorzugter Rückzugsort:
das heimelige Collioure mit seinem kleinen Hafen, der bunten Altstadt und den kleinen Stränden. Ganz vorn dabei: Pablo Picasso, aber auch Matisse, Derain, Dufy Chagall, Marquet und viele andere stellten hier ihre Staffelei auf und trafen sich auf einen Pastis im Hafencafé. Kein Wunder, dass sich der Ort heute „Stadt der Maler“ nennt. Nicht weit entfernt, dort, wo die Sandstrände enden und die Felsbuchten der Côte Vermeille beginnen, liegt Argelès-sur-Mer – verteilt auf sieben Kilometer Sandstrand und drei Kilometer Felsenküste. Sand soweit das Auge blickt hat auch Canet en Roussillon, ein Seebad mit tausendjähriger Geschichte und einer mittelalterlichen Burg. Außerdem hat sich das Städtchen im Verlauf der letzten zwei Jahrzehnte das Prädikat
„ökologisch wertvoll“ verdient.
Wer sich fürs katalanisch geprägte Hinterland interessiert, kommt nicht an den zwei Weltkulturerbe-Stätten des Roussillon vorbei: die Orte Mont-Louis und Villefranche-de-Conflent, beide überragt von Festungen des berühmten
Sébastien Le Prestre de Vauban. Mont-Louis ist dank seiner Lage auf 1580 Meter Höhe
die höchstgelegene Festungsstadt Frankreichs, Villefranche-de-Conflent ist mit seinem mittelalterlichen Kern und Vaubans baulichen Erweiterungen aus dem 17. Jahrhundert eine der schönsten Städte Frankreichs. Ein Tipp: Der Kluge fährt im Zuge, und zwischen beiden Städten verkehrt
der „Gelbe Zug“ – schöner kann man die Region der Cerdagne mit den Schluchten und Abhängen des Têt-Tales nicht erleben. Einen Bahnhof hat auch das wirtschaftliche und kulturelle Zentrum des Départements: Perpignan. Laut
Salvatore Dalì ist er der „Nabel der Welt“, dessen erster Anblick ihn am 19. September 1963 in eine „Art kosmogonischer Ekstase“ versetzte. Wie sehr die landestypische Stadt und der Bahnhof mit Blick auf die Pyrenäen, umgeben von Weinbergen und Obstplantagen, es dem Maler-Genie angetan hatten, dokumentierte er zwei Jahre später bei einem zweiten Besuch nachhaltig, als er der Stadt ein von ihm extra gemaltes Bild übergab. Titel: „La gare de Perpignan“